Montag, 16. Oktober 2017

[Rezension] If birds fly back (Carlie Sorosiak)

433 Seiten / 17,00 Euro / Einzelband
Obwohl Linny und Sebastian Grund auf verschieden sind, gibt es einen Umstand, der sie verbindet und zueinander führen soll. Beide sind sie auf der Suche, Linny nach ihrer verschollenen Schwester Grace und Sebastian nach seinem Vater.
Das erste Mal begegnen sie sich in einem Altenheim, in dem der Schriftsteller Alvaro Herrera untergebracht ist. Obwohl Linny durch das Ehrenamt im Altenheim Pluspunkte für ihre Bewerbung in Princeton sammeln soll, ist sie doch mehr an dem mysteriösen Autor interessiert, der vor drei Jahren urplötzlich verschwunden und nun wieder aufgetaucht ist. Sie als Geschichtensammlerin, die ein Tagebuch darüber schreibt, warum Menschen verschwunden und wieder aufgetaucht sind, will durch Alvaro Herrera herausfinden, warum ihre Schwester fortgegangen ist und wie sie sie wieder zurückholen kann. Sebastian dagegen sucht seinen nie kennengelernten Vater.
Die Protagonisten allein betrachtet sind schon ein Grund, warum das Buch so gelungen ist. Beide bekommen durch die wechselnde Sichtweise eine eigene Stimme und der Leser kann sich in ihre Person hineinversetzen. Während die sechszehnjährige Linny ein Leben führt, ohne von ihren Eltern wahrgenommen zu werden, verheimlicht sie vor ihnen ihre große Leidenschaft. Nichts wünscht sie sich mehr, als Film zu studieren und innerhalb ihrer Kapitel bekommt der Leser einen Eindruck von ihren Drehbucharbeiten, da einzelne Passagen ihres Manuskripts abgedruckt sind, das sie während des Buches nach und nach vervollständigt. Doch sie ist ein Mädchen, das nie so sein kann, wie sie es gerne würde, denn das Unverständnis ihrer Eltern, die beide Ärzte sind und sich diesen Beruf auch für ihre Tochter wünschen, schwebt über allem, was sie macht. Erst als sie Sebastian kennenlernt und auf einen Menschen trifft, der genauso auf der Suche ist wie sie, beginnt sie, sich weiterzuentwickeln und für das einzustehen, was sie begeistert.
Im Gegensatz zu Linnys Familienverhältnissen ist Sebastian jedoch die letzten siebzehn Jahre ohne einen Vater aufgewachsen. Als seine Mutter ihm dann eines Tages die Wahrheit darüber offenbart, wer sein Erzeuger ist, kreuzen sich Linnys und seine Wege und es ist spannend zu sehen, wie echt und wirkungsvoll die beiden Charaktere und ihre jeweilige Geschichte, die sie mitbringen, beschrieben wird. Besonders Sebastian hat einen großen Wiedererkennungswert, denn er entspricht nicht dem Stereotyp eines Jungen in Jugendbüchern. Er möchte Astrophysik studieren und ist in Vielem, was er macht, eher unbeholfen. Vor allem seine Gedanken zeigen, dass Liebe, im Gegensatz zu anderen Jugendbüchern, nicht auf den ersten Blick entsteht, sondern, dass es sich um einen Prozess handelt. In seinem Werben um Linny lässt er sich originelle Unternehmungen einfallen, wie einzigartig und unverbraucht sind. Und gerade deshalb ist diese Geschichte so gelungen, da sie sich mit den unglaublich gut ausgearbeiteten Charakteren und der spannenden Geschichte von verschollene Personen auseinandersetzt, die am Ende ihrer Suche Antworten finden, die im Herzen bleiben.


Lieblingszitat
"Denn wenn er sein Gestern verliert, verliere ich meine Chance auf ein Morgen mit ihm." -Seite 328

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